Sonntag, 1. Februar 2009

Höhepunkte durch Tiefststände und Knutschflecken ohne Knutschen

Gestern war ich mit der Kiki in Ueno. Zum 2. Mal. Ursprünglich bin ich letzte Woche am Sonntag mal auf Empfehlung hingefahren um mir im Ueno Park ein bisschen die Beine zu vertreten. Und dann hab ich ganz nebenbei Ameyoko entdeckt. Ein Labyrinth von Seitenstrassen unter den Bahntrassen der Yamanote Line mit herrlich ramschigem Flair. Dort werden Fischfilets und Algenblätter feilgeboten, es gibt grünen Tee neben Straßenständen mit duftenden Eieromelettes. 2 Ecken weiter füllt ein Marktschreier für 1.000 Yen eine Plastiktüte randvoll mit Schokolade.
Inmitten dieses bunten Treibens entdecke ich sie und eine alte Leidenschaft flammt wieder in mir auf... Wühltische. Eigentlich ist "Wühltisch" schon eine sehr wohlwollende Formulierung. Sie nennen sich selbst "Outlets", in diesen engen und sehr schmucklosen Geschäften stehen simpel Kartons auf dem Boden. Darin türmen sich Klamotten jeglicher Farbe, Form, Größe und Marke. Wohlfühlfaktor beim Kauferlebnis = 0, aber den Preisen nach zu urteilen ist hier alles von ganz ganz weit oben aus dem Laster gefallen.
Auf meine Frage ob auch Kreditkarten akzeptiert werden, bricht der Verkäufer nur in Gelächter aus und meine schon chronisch viskose Finanzlage zwingt mich, mich vorerst mit einer blauen adidas Jacke und einer Trainingshose zu begnügen.
Aber ich komme wieder. Diesen Samstag habe ich Kiki im Schlepptau. Ihr habe ich nämlich erzählt was ich für meine Jacke bezahlt habe. (600 Yen... noch jetzt läuft mir beim Gedanken daran ein wohliger Schauer über den Rücken) Und da wir beide frisch angemeldete Fitnessclubberinnen sind, ist das der ideale Zeitpunkt sich mit adäquater Trainingsgarderobe einzudecken. Seite an Seite stehen wir an den Kartons, Schwestern im Geiste, ziehen Hose für Hose aus dem Textilberg vor uns, zwängen uns zu zweit in eine winzige Umkleidekabine und erliegen einem wahren Kaufrausch.
Ausbeute: 6 Sporthosen (5x adidas 1x Reebok) 2 Trainingsjacken (1x adidas, 1x Reebok) 1 Paar Turnschuhe (...adidas) und 2 Taschen (auch adidas) - das war jetzt nur mein Anteil, versteht sich von selbst, ne? Als wir vor lauter Streifen nur noch Sternchen sehen, machen wir uns endorphinbeflügelt auf den Nachhauseweg.
Im meiner Wohnung stelle ich fest, dass der Shopping Marathon seine Spuren an mir hinterlassen hat. An jedem Handgelenk habe ich einen kleinen knutschfleckartigen Bluterguss. Zeugen der schweren Tragetaschen, die sich auf dem beschwerlichen Weg den Gotanda Hill hinauf tief in mein Fleisch geschnitten haben.
Zumindest kann ich mich jetzt stilvoll und optimal klimatisiert an den Stepper im Tippness stellen...