Heut hab ichs getan. Vor 2 Tagen habe ich mich noch lustig gemacht über die Japanerinnen die in Ihren Hotpants und Riemchensandaletten mitten im Winter barbeinig der Kälte trotzen, und heute steige ich ganz mutig selbst ohne Söckchen in meine neuen weißen High Heels... Schließlich harmonieren die perfekt mit meinem Oberteil, und sehen mit Strümpfen etwas dämlich aus.
Okay.. war schon etwas frisch um die Zehen... und morgen muss mich Masatoshi bestimmt wieder mit Kampo vor schlimmeren Folgen bewahren. Aber hübsch wars...
Kalte Füße von Japan? Keine Spur. Das Land wird täglich besser.
Aber der Reihe nach... es gibt viel zu erzählen. In den letzten 2 Wochen ist so einiges passiert.
20.12. Asakusa
Hierzu sehe man sich am Besten die Bilder an. Asakusa ist ein Stadtteil von Tokyo der sich sehr gut zum Souvenirkaufen eignet. Es gibt einen Tempel, jede Menge Mochi Fressstände, allerhand sonstigen Krimskrams und einen überdimensionierten roten Lampion.
23.12. Kaiserpalast
Tja.. ähm.. das ist widerum eine längere Geschichte... Alle Jahre wieder hat der japanische Kaiser Geburtstag. Dieser Geburtstag des amtierenden Kaisers ist dann immer ein Staatsfeiertag (derzeit der 23. Dezember) und an diesem einen Tag im Jahr ist auch der Kaiserpalast (oder besser das Areal um den Kaiserpalast) für Besucher geöffnet. Da wollte ich natürlich hin.
Was ich dann auch gleich nach dem Aufstehen gemacht habe. Blöd nur dass der Abend vorher etwas länger gedauert hat, und ich somit meine zarten Äuglein erst nachmittags wieder an das Tageslicht gewöhnen konnte... Und hab ich mich gefreut, als kurz vor 15 Uhr in Windeseile die beiden Kontrollschleusen durchpasst habe (einmal Taschen filzen, einmal Abtasten). Fast keine Japaner mehr da. Und morgens um 9 sind die bestimmt alle ewig Schlange gestanden. Vom linken bis zum rechten Ohr grinste die Schadenfreude aus mir heraus. Einen Nachteil hat es aber doch, nicht inmitten einer Horde kleiner gelber Menschen das kaiserliche Gartenareal zu betreten: Verlust der Schwarmintelligenz. Und das bei meinem Orientierungssinn. Wo war nochmal der Palast? Der kaiserliche Garten ist groß! Und weitläufig.
Nach 2 Stunden habe ich jeden Bonsai und Bambus intensiv begutachtet, aber immer noch keinen Palast entdeckt. Der hatte auch nur von 9 bis 11 seine Pforten geöffnet... Das habe ich aber erst etwas später erfahren...
24.12. Weihnachten
Wie feiert man Weihnachten in Japan? Feiern das die Asiaten überhaupt? Und glauben die an das Christkind? Fragen über Fragen. Hier die Antwort. Die Weihnachtsdeko und -musikbeschallung sucht zuhause im Westen seinesgleichen. Ich habe noch nie so überladene und schrille Christbäume gesehen und tatsächlich trällert in jedem(!) Geschäft einschlägiges Liedgut a la "Last Christmas".
Weihnachten hat hier aber keinen religiösen Hintergrund vielmehr ist es ein importiertes Fest wie bei uns beispielsweise der Valentinstag oder Halloween. Von Bedeutung ist Weihnachten hierzulande vor allem für Pärchen. Man geht schick essen und schenkt sich was Nettes.
Familie besuchen ist dagegen nicht, und Feiertage sind das selbstverständlich auch nicht. Aber da ich für ein bodenständiges deutsches Unternehmen arbeite gabs am 26. ein zünftiges Weißwurstfrühstück im Office.
26.12. - 28.12. Kyoto Wochenende
Direkt am Freitag abend gehts dann mit den Ocean's 5* ab in den Nachtbus nach Kyoto. Sightseeingwochenende. Die Billigheimervariante. Der Unterschied zwischen Bus und Bahn beträgt ca. 15.000 Yen - und 5 Stunden Fahrtzeit.
In 2 Tagen haben wir dann ziemlich viele Tempel, den goldenen Pavillion und natürlich auch das Kyotoer Nachtleben etwas genauer unter die Lupe genommen. Eine sehr schöne Stadt. Ruhiger als Tokyo. Traditioneller.
30.12. Yokohama
Um 6 Uhr 30 steht Marina bestellt und nicht abgeholt an der Shinjuku Station. Wir (Ocean's 5 und ich) wollen spontan zum Mount Fuji, erfahren aber dass es keine Plätze mehr im Bus gibt. Also wird aus dem spontanen Fuji Trip ein spontaner Yokohama Trip.
Yokohama ist nach Tokyo die zweitgrößte Stadt Japans. Und glücklicherweise ein Vorort von Tokyo. Nach einer Bootstour haben wir dann 1.000 Yen für die Aufzugfahrt in den 63. Stock des Landmark Towers bezahlt.
Was sind schon 1.000 Yen...?
31.12 Silvester am Fujiyama
Jetzt aber... Hat es doch noch geklappt. Und tatsächlich hat die Sonne gelacht, nur Schwalben hab ich jetzt keine gesehen. Aber da war ich vielleicht auch zu weit weg, denn wir waren auch nicht auf dem Berg selbst - der ist in den Wintermonaten sozusagen geschlossen, sondern in Kawaguchiko von wo aus man vielmehr eine wunderschöne Sicht auf diese vollendetste Kegelform der Welt hat. Circa 300 Bilder später tuckern wir auch schon wieder nach Hause. Schließlich müssen Martina und ich noch nach passenden Outfits für einen stilvollen Jahreswechsel shoppen.
Womit wir zur zweithäufigsten Frage kommen: Naja... es ist nicht so wie bei uns. Die Böller fehlen halt... Neujahr ist in Japan so ziemlich das wichtigste Familienfest (so wie bei uns Weihnachten). Man geht zum Schrein und begrüßt zusammen den ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr. So zumindest wurde es mir geschildert. Klingt nach toter Hose, irgendwie. Ich habe dagegen weit weniger traditionell meine sehr lebendige neue Hose (mit Dalmatinermuster - Shibuya sei gepriesen) aufgetragen und war mit den üblichen Verdächtigen in Roppongi auf der Piste.
So. Nachdem ich die komplette erste Neujahrswoche in Shibuya verbracht habe (es ist Winterschlussverkauf!) bin ich seit Montag wieder arbeiten, was die beengenden Verhältnisse
a) auf meinem Konto
b) in meinem Schuhregal
etwas entspannt. Die Prognosen fürs Wochenende stehen gut: 70%.
Nein meine Herren, das ist nicht die Niederschlagswahrscheinlichkeit. :-)
*Ocean's 5: Fast hätt ichs vergessen. Das ist die Truppe mit der ich die letzten 2 Wochen hier verbracht habe. Sehr lehrreiche 14 Tage. Ich weiß jetzt, dass Korea sehr gefährliche Bomben hat, dass einzig Lu die dogs rauslässt und dass man Miss Independent einfach lieben muss weil sie "her own thing" hat. Danke Jungs. War ne wirklich coole Zeit mit euch!