Nach gut 3 Wochen meines hiesigen Daseins ist es Zeit für einen kleinen Exkurs in die japanische Kultur, genauergesagt: Die Beziehung der Japaner zu Geräuschen.
Wie jeder frisch eingereiste Alien erkundige auch ich mich nach meiner Ankunft sofort nach den wichtigsten Do's und Don'ts und bekomme den folgenden wichtigen Tip:
"Putze Dir NIEMALS in der Öffentlichkeit die Nase!" Das mögen die nicht. Die hassen das! Warum das so ist? Ein japanischer Kollege klärt mich auf. "In japanese culture, we are ashamed to make sound." Mag heißen, es gilt als unhöflich, den Gegenüber mit seinem lauten Trompeten zu belästigen. Und tatsächlich, nachdem ich genauer darauf achte fällt mir auf, daß man so gut wie niemanden antrifft, der sich in der Gegenwart anderer laut trötend die Nebenhöhlen entleert.
Das geschieht vielmehr fernab der unfreiwilligen Audienz, z.B. auf einer Toilette. Was aber, wenns aus dem Kolben tropft und keine rettende Kabine in der Nähe ist? Dann wird ausgeharrt.
Der moderne Japaner schnäuzt nicht, er schnürfelt. Schnürfeln ist ausdrücklich erlaubt.
Das die kumulierte Geräuschbelastung eines permanent schnürfelnden Japaners, verglichen mit der eines einmalig schnäuzenden Europäers nur unwesentlich geringer sein dürfte, das sei mal dahingestellt.
Na wie gut daß ich krank bin. Das ist ein Spaß. Es trieft und tröpfelt an einem Stück.
Auf ins Klo also, schön Nase putzen.
Auf der Office-Toilette begegne ich außer den beiden mir bestens vertrauten Tasten für "Bidet" und "Spray" einer weiteren Zusatzfunktion, gekennzeichnet duch eine kleine unschuldige Musiknote: dem Flushing Sound.
Eine japanische Frau hat nämlich eine ebenfalls sehr disharmonische Beziehung zu einem weiteren schambehafteten Sound. Dem sanften Plätschern eines Urinstrahls beim Zusammenprall mit einer Keramikschüssel. Geht garnicht.
Um dieses unliebsame Geräusch zu übermalen war es in der Vergangenheit von Millionen von Japanerinnen Usus, sowohl vor während und nach des Geräuschbildungsprozesses die Spülung zu betätigen. Schließlich will man bei dieser intimen Angelegenheit nicht belauscht werden.
Nun kann man sich den schwindelerregenen Wasserverbrauch vorstellen, den die blasenschwache Weiblichkeit ehemals bei jedem Klogang unnötig (...fast unnötig) im wahrsten Sinne des Wortes den Abfluss runtergespült hat.
Und eben deshalb gibt es auf jedem Superklo eine Taste für die täuschend echte Audiosimulation einer Klospülung.
Und so wird gemäß dem alten Motto rauf - rein - runter - raus erst hochgezogen (der Schleim), dann zurückgezogen (in die Toilette), daraufhin abgezogen (die Spülung... sowie im direkten Anschluss die diversen Körperflüssigkeiten und -sekrete), und schließlich wieder losgezogen (erleichtert in die Welt).
Ja, so macht man das hier. Klingt komisch - is aber so. Jetzt kommt noch eine Maus, diesmal ohne den kleinen Elefanten (der ist aufm Klo - tröten) und ich hoffe Ihr schaltet auch das nächste Mal wieder ein, wenn es heißt: Lach und Sachgeschichten.
壁に耳あり、障子に目あ り。Kabe ni mimi ari shōji ni me ari
Das war japanisch.